1947
Der zweite Weltkrieg ist seit zwei Jahren zu Ende. Anton Gosmann kommt aus der Kriegsgefangenschaft zurück in sein Heimatdorf Waldhausen, idyllisch auf der Haar gelegen. Doch die Lebensbedingungen sind zur dieser Zeit alles andere als eine Idylle. Anton Gosmann ist jetzt 41 Jahre alt.
Die elterliche Landwirtschaft reicht als Vollerwerb nicht aus. Anknüpfend an Vorkriegserfahrungen entschließt sich Anton Gosmann zu einem mutigen Schritt nach vorn: in die Selbstständigkeit.
In der Nachkriegszeit hat der Wiederaufbau Priorität: Wohnraum muss geschaffen, Straßen, Wege, Plätze sowie die Wasserversorgung müssen ausgebaut werden. An dieser Entwicklung will Anton Gosmann aktiv teilnehmen. Mutig gründet er ein Tiefbauunternehmen, dessen Zukunft er zu dieser Zeit noch nicht absehen kann.
Ebenfalls im Jahre 1947 freut sich das Ehepaar Henriette und Hans Grasbeinter über die Geburt ihres 2. Kindes Peter. Noch weiß niemand, dass zwischen diesen Ereignissen ein Zusammenhang entstehen wird.
50er Jahre
Unternehmer sein bedeutet zur dieser Zeit vor allem selbst mit Hand anlegen. Große Anschaffungen können noch nicht getätigt werden. Hacke, Schüppe und Schubkarren sind die wichtigsten Arbeitsgeräte. Bodentransport wird mit Pferdegespannen, die von den Landwirten angemietet werden, oder über kürzere Distanzen ähnlich wie in den Steinbrüchen mit Kipploren über Feldbahngleise vorgenommen – alles mit Muskelkraft!
Doch es loht sich. Die Firma hat regen Anteil an den mannigfaltigen Bautätigkeiten im Zeichen des „Wirtschaftswunders“. Die Nachfrage ist groß, und die Firma investiert: Ein Förderband und ein LKW sind ein Schritt zu einer Technisierung und Mechanisierung, die sich rapide fortsetzt.
Außerdem wächst der Stamm der Mitarbeiter auf 7-10. Natürlich arbeitet der Firmenchef immer noch selbst mit. Es herrscht ein familiärer Ton; rau aber herzlich. Und vor allem: Der Firmenboss legt das Arbeitstempo und die Arbeitszeiten selbst vor.
Ein zuverlässiger, robuster Kleintransporter mit eigenwilliger Form – aus dem Straßenbild der 50er und 60er Jahre nicht wegzudenken.
1959
In den 50er Jahren:
Erstes Erdbaugerät für den maschinellen Baugrubenaushub.
Der Wohnungsbau boomt. Die Nachfrage wird immer stärker – insbesondere in Warstein und Belecke. Neben privaten Auftraggebern führt die Firma auch für öffentliche Auftraggeber Kanalbau sowie Erd- und Abbrucharbeiten aus. Auf die Dauer erweist sich Waldhausen für die Firma als Standort etwas abseits vom Geschehen.
Daher beschließt 1959 Anton Gosmann, in dem expandierenden Industriestädtchen Belecke neue erweiterte Firmenräume zu schaffen. Die Anlage wird so großzügig gestaltet, dass sie bis 1991 ausreicht. Die Familie Gosmann wohnt auf dem Firmengelände, klar, dass die Familienmitglieder nach Möglichkeit mit anpacken.
Ein geländegängiger LkW, der maßgeblich am deutschen Wiederaufbau beteiligt war: Ein Stück deutscher Autogeschichte.
Der technische Fortschritt führt zur großen Anschaffungen, wie zum Beispiel Baggern und Raupen. Sie erleichtern die Arbeit. Die Beherrschung dieser starken Kolosse erfordert viel Geschick und Fingerspitzengefühl.
1961
Menschen und Technik
Auch an ganz persönlichen Gegebenheiten werden Entwicklungen nachvollziehbar.
... wird für Heinz-Robert Wirklichkeit. Schon im Jahre 1961 posiert er entsprechend neben den väterlichen Maschinen. Heute dirigiert er mit viel Geschick Bagger und andere Baugeräte.
Verdienst
Knapp 6000 DM Lohn in einem Jahr für einen Tiefbauarbeiter zeigt das Lohnnachweisbuch im Jahre 1959. Wenig aus heutiger Sicht – aber es ging ständig aufwärts, und Arbeitsplätze waren sicher.
Sicherheit
In einen solchen Graben können auch Leute mit Kindern ohne Sorge einsteigen.
1976
Anton Gosmann ist jetzt 70 Jahre alt geworden. Er möchte seine Firma gern in jüngere Hände geben. 1976 übergibt er den Betrieb an seinen Schwiegersohn Peter Grasbeinter und seine Tochter Ida. Seitdem heißt die Firma Anton Gosmann, Inh. Peter Grasbeinter.
Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigt inzwischen auf 15, und die Mechanisierung hat einen ersten Höhepunkt erreicht. Die Firma hat ihr Programm entsprechend der veränderten Nachfrage insbesondere der öffentlichen Hand- erweitert: Pflasterungen, Platzbefestigung und Gartengestaltung sind Beiträge zur Gestaltung öffentlicher Orte und von Wohnumfeldern.
Wie der Seniorchef sieht auch Peter Grasbeinter die Präsenz vor Ort als wesentlichen Teil seiner Arbeit an, denn mit der Qualität der Arbeit entscheidet sich Wohl und Wehe der Firma. Außerdem ist der direkte Kontakt mit den Mitarbeitern Voraussetzung für gute Zusammenarbeit.
Tiefbau ist inzwischen längst mehr geworden als nur „ Löcher in die Erde zu buddeln “- wenn er das denn je war. Zunehmend werden die Aufgaben komplexer, weil zum Beispiel Aspekte des Umweltschutzes sowie eines behutsamen Umganges mit der Landschaft eine größere Herausforderung für ein Bauunternehmen darstellen
1988
Peter Grasbeinter gründet die Grasbeinter Tiefbau GmbH, die fortan im Firmenverband federführend ist. Die Technisierung schreitet weiter fort.
Doch Zeiten der großen Expansion im Baugewerbe sind endgültig zu Ende. Statt Quantität ist zunehmend Qualität gefragt. Die Firma erhält des Zertifikat „Güteschutz Kanalbau“, das vor allem von öffentlichen Auftraggebern als Gewährleistung für einen unverzichtbaren Standard gesehen wird. Die Mittel der öffentlichen Hand fließen zunehmend schwerer. Die Firma aquiriert erfolgreich weitere Privataufträge, die neue Herausforderungen stellen und mehr sind als „Lückenfüller“.
1991
Wieder steht ein Umzug an. Auf dem Firmengelände am Drewerweg ist es zu eng geworden. Die Firma erwirbt ein neues Gelände im Industriegebiet Wiebusch in Belecke. Hier entsteht neben einer großzügigen Lager- und Werkshalle ein Wohnhaus mit Büroanbau. So bleibt wie schon in alten Zeiten der „Draht“ zwischen Familie und Betrieb kurz, zumal die Firmenchefin die Verwaltungsaufgaben erledigt.
Auch Nachbarschaft wird in der neuen Umgebung großgeschrieben. Zu den umliegenden Firmen entsteht von Beginn an eine gute Partnerschaft.
1997
Und wie geht es weiter? Die Entwicklung schreitet fort: Wie schon gesagt, ist Tiefbau mehr als nur Erdbewegung, sondern ein breit gefächertes Gebiet, das immer höhere Anforderungen an das Personal und einen überlegten Einsatz von Geräten und Baustoffen erfordert. Der verantwortungsbewusste Umgang mit der Umwelt und der Natur ist für Peter Grasbeinter mehr als ein Schlagwort und wird auch von den Auftraggebern als wichtig erkannt.
Maßnahmen wie Nutzung von Regenwasser, Wasserrückgewinnung für Brauchwasser, Sanierung von Entwässerungseinrichtungen, Beschränkung bzw. Reduktion von Flächenversiegelungen auf das notwendige Minimum, Verwendung von ökologisch sinnvollen Belägen- versickerungsfähig aber belastbar- sind handgreifliche und nachvollziehbare Ergebnisse dieser neuen Denkweise.
Wenn es zudem noch gelingt, ästhetische Kriterien zu beachten, können Räume gestaltet werden, in denen Menschen auch zukünftig leben und sich wohl fühlen können.
Als Firma mit einem überschaubaren Kreis von 12-15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann die Grasbeinter Tiefbau GmbH den persönlichen Kontakt zu allen Beteiligten halten und sich so den gestiegenen Anforderungen stellen.
Dies wird gelingen, wenn die 50jährige Tradition fortgeführt wird: Ein auch menschlich funktionierendes Zusammenspiel zwischen Auftraggebern, Lieferanten und Mitarbeitern- kurz, zwischen allen am Gelingen des Werkes Beteiligten- zu pflegen.